Teilnehmen, aber noch keine Idee?
Sich mit dem komplexen Thema Europa und Mehrsprachigkeit auseinaderzusetzen ist ja für sich betrachtet schon nicht ganz einfach. Aber dies dann auch noch ein ein Foto umzusetzen, ist bestimmt - vor allem beim Einstieg in die Thematik - um ein Vielfaches schwerer. Und die aktuelle Lage in Europa macht es einem auch nicht unbedingt einfacher, oder vielleicht doch?
Dennoch: Bei genauerem Hinsehen dürfte es durchaus gelingen, einen Zugang zum Thema und damit einen Ansatz für ein Foto zu finden.
Dies alles haben wir uns vom Sprachenrat Bremen natürlich auch gesagt. Und deshalb haben wir in diesem Jahr im Rahmen der Europawoche 2016 eine Begleitveranstaltung zum Fotowettbewerb in Zusammenarbeit mit dem Europa.Punkt.Bremen angeboten.
Professor Dr. Albert Raasch, hochangesehen als Linguist und Sprachenpolitiker und selbst engagierter und leidenschaftlicher Hobbyfotograf, hat im Rahmen der Europawoche einen Vortrag zum Thema gehalten. Auf eindrucksvolle Weise hat er den Bogen zwischen Sprachwissenschaften, Europa und der Fotografie spannen können.
Nachfolgend dürfen wir mit freundlicher Genehmigung von Alber Raasch sowohl einen kurzen Auszug aus seinen Vortrag veröffentlichen als auch den Gesamtvortrag als pdf-Datei zur Verfügung stellen.
Auszug aus dem Vortrag von Prof. Dr. Albert Raasch:
... "Welche Botschaft will ich senden? Nehmen wir einmal an, dass ich dokumentieren will, dass Europa in Bremen präsent ist. Ich will also informieren. Dann kann ich durch die Straßen gehen und nach dem Stichwort Europa suchen, mehrere Fotos machen und daraus eine Collage zusammenstellen. Ich kann damit natürlich die Absicht verbinden: Bürger, macht die Augen auf, Europa ist viel und oft präsent in unserer Stadt. Es kann natürlich auch herauskommen: Der Fotograf hat gesucht, aber wenig gefunden. Was will ich dann erreichen? Sucht selbst, vielleicht findet Ihr mehr; oder auch: Schade, Europa ist nur hier und da präsent, viel zu selten. Dann bekommt Ihr Foto Appellfunktion für Geschäfte oder Institutionen: Stellt Europa mehr heraus in Euren Auslagen; z.B. Weinhandlungen oder Buchhandlungen oder Reisebüros könnten dann die Adressaten sein.
Das Foto könnte dann Wege zeigen, wie man Europa präsent machen kann. Dementsprechend wird man es lustig oder attraktiv und bunt gestalten. Die Begründung für diese Werbung für Europa und zugleich auch das Ziel, das am Ende herauskommen soll, könnten darin liegen, dass wir unser Leben in Kreisen gestalten: lokal, regional, national, europäisch, global. Das Europäische als eine Gemeinsamkeit entdecken, als ein Miteinander konkret in unserer Umgebung aufzeigen, als eine Etappe zwischen der unmittelbaren Umgebung, in der wir leben, und der weltweiten Dimension, in die wir gewollt oder ungewollt zunehmend hineinkommen.
Ich kann auch hergehen und mein Foto eher symbolisch gestalten, als ein Projekt verstehen und komponieren; wenn man z.B. die 12 goldenen Sterne vor dem himmelblauen Hintergrund durch Menschen ersetzt, durch Fallschirmspringer, die im schwebenden Fallen einen Kreis bilden, indem sie sich an den Händen fassen. Ein attraktives Symbol für Gemeinschaft und Solidarität.
Die erste Dimension ist damit beschrieben, nämlich: was ist auf dem Foto zu sehen; die zweite Ebene auch: Appell, reiht Euch ein, fasst Euch auch an den Händen und macht mit, Europa zu gestalten. Und die dritte Ebene? Will man das gegenwärtige Europa so, wie es ist, ist man von DIESEM Europa überzeugt? Wir wissen, die Meinungen sind sehr verschieden in der Bevölkerung, und Ideale werden leicht als Illusionen abgetan. Wenn man die Kritik und die Kritiker nicht ernst nimmt, wird man der guten Idee von Europa wohl keine Förderung zuteil werden lassen." ...
Hier finden Sie den vollständigen Vortrag im pdf-Format.
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