Manche Menschen lernen und sprechen gleich mehrere Sprachen. Muss man dafür bereits besondere Gene mit in die Wiege gelegt bekommen haben, oder kann das jeder lernen?
Der Sprachenrat Bremen möchte auf einen Artikel der Süddeutschen Zeitung hinweisen, der sich mit dieser Frage beschäftig. Die Autorin Sarah Schmidt kommt darin zu dem Schluss, dass es sich bei den meisten Polyglotten, wie man diese vielsprachigen Menschen nennt, um ganz normale Personen mit ganz normalen Hirnen handelt.
Und diese Menschen müssen genauso Vokabeln pauken müssen wie jeder andere auch. Sie verfügen aber einfach nur über viele gute Tricks und Tipps, wie man effektiv lernt und sich zu dieser Höchstform motiviert. Und das Gute an diesen Menschen: Viele dieser Polyglotten geben ihr Wissen und ihre Begeisterung bereitwillig weiter. Sie haben Webseiten und Blogs, drehen Youtube-Videos und halten Vorträge.
Die Autorin erläutert unter zehn Grundsätzen, wie man eine Sprache erfolgreich lernen kann. Nachfolgend in Kurzform ein Ausschnitt daraus:
- Jeder kann eine neue Sprache lernen!
Das Einzige, was über Erfolg oder Misserfolg eines Sprachprojekts entscheidet ist die Motivation. Wer eine Sprache nur lernen möchte, um den Kollegen zu imponieren oder weil es gerade "schick" ist, Chinesisch zu lernen, ist zum Scheitern verurteilt. - Wer fleißig ist, darf auch mal Pause machen
Wer nach einem Vierteljahr flüssig sprechen will, muss viel Zeit und Energie investieren. Nebenprojekte wie Wohnungsrenovierung oder Fotografie-Kurs kosten zu viele Kapazitäten. - Sofort sprechen
Beginnen Sie sofort, eine neue Sprache zu sprechen! Der eine Tag in der Zukunft, an dem man sich wirklich bereit und hundertprozentig vorbereitet fühlt für den Dialog mit einem Muttersprachler wird nicht kommen. Keine Audio-CD, keine App, kein Lehrbuch kann darauf reagieren, was gesagt wird, geschweigedenn korrigieren und motivieren wie ein Mensch. - Clever und effizient lernen
Schon gleich zu Beginn kleine Mini-Texte auswendig zu lernen. Mit "Ich heiße..., ich komme aus... und darum lerne ich die Sprache" gelingt dann leicht der Einstieg in jedes Gespräch. Auch Redewendungen und simple Frage-Antwort-Kommunikation, wie sie in vielen Urlaubs-Sprachführern stehen, sind ideal für den Erstkontakt - und wichtiger, als gleich mit grammatikalischen Feinheiten zu starten. - Sprachen lernen muss nicht teuer sein
Günstige oder sogar kostenlose Sprachkurse sind nicht schlechter als teure Angebote. Deutlich bessere Erfolgsaussicht besteht, wenn nur ein einziges grundlegendes Produkt herausgesucht und nicht mit mehreren Programmen parallel gearbeitet wird. - Wie Sie Wörter besser behalten
Pures Auswendiglernen hilft vielleicht für den nächsten Vokabeltest, nicht aber, wenn es darum geht, die Wörter wirklich zu behalten. Die Stichwort-Methode, nach der jedes neue Wort, jede neue Redewendung mit einem möglichst anschaulichen Bild oder sogar mit einer kleinen Geschichte verknüpft wird, um sich Redewendungen oder gar kleine Sätze einzuprägen. - An gängigen Sprachniveaus orientieren
Nach erfolgreichem Einstieg sollten sich Lernende durchaus an den gängigen internationalen Sprachniveaus des Common European Framework of Reference for Languages, kurz CEFR orientieren. Grundsätzlich zu empfehlen ist, die konversationsfähige Stufe (B1) oder die Stufe fortgeschrittener Anfänger (A2) innerhalb von drei Monaten anzustreben. - Man muss nicht ins Land
Vor einem Auslandsaufenthalt weit verbreitet ist die Meinung, dass es "schon klappen wird", wenn man erst einmal im Land ist. Dann vor Ort sieht die Realität leider oft ganz anders aus. Gerade zu Beginn ist meistens besser, eine Fremdsprache zuhause zu lernen, im gewohnten Alltag, im gewohnten Umfeld, sofern man sich Gesprächspartner zum praktischen Üben sucht. Eine Reise ins Land der Zielsprache sei dann ideal, wenn man schon einigermaßen flüssig sprechen könne. - Möglichst nur in der Zielsprache sprechen
Auch wenn es oft viel einfacher ist, schnell in die Muttersprache oder ins Englische zu wechseln, wirklichen Lernfortschritt wird es nur in der Zielsprache geben. Um also schnell weiterzukommen, sollte man sich nicht nur selbst durch manchmal zähes Wortfindungs-Gestammel quälen, sondern auch seine Gesprächspartner bitten, nur im absoluten Ausnahmefall auf Deutsch oder Englisch auszuhelfen. - Das i-Tüpfelchen
Um für einen Muttersprachler gehalten zu werden, muss man nicht nur klingen wie ein Muttersprachler, sondern auch so handeln. Ein großer Teil des Tricks sei, nicht wie ein Tourist auszusehen. Wie kleiden sich die Leute vor Ort? Was ist ihr Gesichtsausdruck beim Sprechen? Was machen sie mit ihren Händen? Welche Haltung haben sie, wie viel Körper- und wie viel Augenkontakt?
Hier finden Sie den ausführlichen Text in der Süddeutschen Zeitung